Vor 15 Jahren hat Marlis Werz, die Stellvertretende Leiterin der Bibliothek, die Lesung «Das andere Buch an der Uni» ins Leben gerufen. Ziel war es, der Bevölkerung regelmässig in Erinnerung zu rufen, dass die Universitätsbibliothek St.Gallen ein Ort für alle ist. 29 Veranstaltungen in 15 Jahren und die konstanten Besucherzahlen sprechen für sich. Edeltraud Haas, Leiterin Bibliothek, erläutert: «Pro Lesung haben wir durchschnittlich ungefähr 50 bis 70 Gäste. Das sind Stammgäste aus dem Quartier und der Stadt sowie neue Besucherinnen und Besucher, die zum Beispiel die Möglichkeit nutzen, im Anschluss eine Bibliotheksführung zu machen. Unsere Gäste schätzen es, dass die Autorinnen und Autoren nicht nur ihre Neuerscheinungen präsentieren, sondern auch Schreib- und Entstehungsprozesse schildern.» Damit hat die Bibliothek gleich zwei Ziele erreicht: Für die Bevölkerung einen Mehrwert zu schaffen und die Bibliothek als öffentlichen Ort weiter bekannt zu machen.
Die Universitätsbibliothek
ist ein Ort für alle
Der Titel der Veranstaltung «Das andere Buch an der Uni» beinhaltet bereits eines der Kriterien, die für die Organisierenden der Lesungen gelten. Es werden nur Bücher vorgestellt, die nicht den Kerngebieten der Universität entsprechen. Ausserdem müssten es Neuerscheinungen sein, erklärt Edeltraud Haas: «Das ist spannend. Die Bücher sind so neu, dass wir noch gar nicht abschätzen können, wie ein Buch beim Publikum ankommt. Meistens wurden wir jedoch positiv überrascht. Einige der Autoren haben später mit ihrem Werk einen Preis gewonnen.» Beispiele dafür sind die heute erfolgreichen Autoren Ruth Schweikert und Tim Krohn, die im September 2002 als unbekannte, junge Kunstschaffende die erste Lesung bestritten. 2006 präsentierte Monique Schwitter ihr erstes Buch; 2016 gewann sie den Schweizer Literaturpreis.
In den 15 Jahren gab es viele Highlights. Edeltraud Haas sind vor allem die Lesungen mit Doris Knecht und Milena Moser gut im Gedächtnis geblieben: «Doris Knecht hat ihr neues Buch auf eine sehr unterhaltsame Weise präsentiert, sodass das Publikum viel gelacht hat.» Auch die Lesung mit Milena Moser zum Zehn-Jahr-Jubiläum war etwas Besonderes. «Milena Moser hatte bereits am Nachmittag mit Studierenden in einem Seminar über das Schreiben und Publizistik diskutiert. Zur Lesung kamen dann auch viele Studierende. Grundsätzlich wünsche ich mir, wir könnten enger mit der Lehre zusammenarbeiten. Leider geht das kaum, weil Lehre und Lesungen unterschiedlichen zeitlichen Planungen unterliegen.»
Für die Zukunft möchte sie an diesem Konzept festhalten: «Die 15 Jahre zeigen, dass die Lesungen gut beim Publikum ankommen. Im Moment gibt es keinen Änderungsbedarf», fügt sie lächelnd hinzu.