Stärken, Schwächen, Fachwissen und Berufsziele in zehn Jahren: Diese Themen galten bis vor Kurzem als fixe Bestandteile des klassischen Bewerbungsgesprächs. Kultivierte Unterhaltung mit dem Personalverantwortlichen und der zukünftigen Chefin. Dresscode: strictly Business – Kostüm, Anzug und Krawatte. In rund 20 Berufsjahren als Event- und Konferenzmanagerin hat die Vorarlberger Betriebswirtin Nadja Fleisch selbst mehrere Gespräche dieser Art erlebt. Heute setzt sie sich als Konferenzleiterin dafür ein, dass mehr Farbe in den Rekrutierungsalltag kommt.
Seit vier Jahren gestaltet sie mit einem Studierendenteam die offizielle Rekrutierungsveranstaltung der Universität St.Gallen, die «HSG Talents Conference». Das Herzstück der Konferenz ist die Jobmesse für HSG-Studierende mit über 90 Unternehmen und Organisationen aus verschiedensten Branchen und Regionen.
«Heute wird mehr verlangt als
ein konventionelles Einstellungsverfahren»
Nadja Fleisch beobachtet interessiert die Veränderung der Branche: «Vor einigen Jahren war die Personalauswahl eine formelle Angelegenheit. Heute werben Unternehmen auf vielfältige Weise um junge Talente.» Sowohl qualifizierte Berufs-einsteiger als auch rekrutierende Unternehmen verlangen heute mehr als ein konventionelles Einstellungsverfahren: «Personalchefinnen wollen wissen, welche Überzeugung in den Herzen hinter Krawatte oder Kostüm wohnt. Und unsere Absolventen wollen genau wissen, auf welche Unternehmenskultur sie sich einlassen, wie sich Teams organisieren und welche Entwicklungsmöglichkeiten sie haben.»
Studierende schätzen die Möglichkeit, direkt mit Firmenvertretern zu sprechen, um mehr über ihr Wunschunternehmen zu erfahren. Das «Company Dinner» oder der Praliné-Workshop «Confect und Connect» sind zum Beispiel beliebte Formate, um in lockerem Rahmen Kontakte zu knüpfen. «Das hilft, neben der 0815-Online-Bewerbung auch ein Gefühl für Unternehmen und Job zu bekommen.»
Bereits vier Teams von je sechs HSG-Studierenden hat Nadja Fleisch bei der Vorbereitung der Rekrutierungsveranstaltung unterstützt. «Es macht Spass, die persönliche Entwicklung der jungen Leute während dieser intensiven Arbeitsphase zu beobachten, wie gestärkt und selbstbewusst sie aus der Vorbereitungszeit hervorgehen. Ich begleite sie gerne als Coach, aber ich bin eine sehr strenge Trainerin», sagt Nadja Fleisch und lacht. Sie gibt ihren Studierenden gerne weiter, was sie in ihrem Berufsleben gelernt hat: «Gemäss Wladimir Klitschkos Coaching-Devise bringe ich meinem Team bei, dass ihr persönlicher Ansporn allein die treibende Kraft ihrer Leistung ist.» Der Sinn einer Beschäftigung muss klar sein. Sonst reiche die Motivation nicht aus, um einen Mammut-Anlass wie die «HSG Talents Conference» zu stemmen. Eine gute Lektion für das Berufsleben.